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Bautzen

Bautzen, die Hauptstadt der Sorben

Bautzen in der Oberlausitz, etwa 50 km von der polnischen Grenze entfernt, ist in vielerlei Hinsicht eine interessante Stadt. Es gilt als die Hauptstadt der Sorben, einem staatenlosen westslawischem Volksstamm, von dem Bautzen auch den sorbischen Namen Budyšin hat.

Nebenbei ist Bautzen eine absolut bezaubernde Stadt mit seinen vielen Stadttürmen und schönen Bürgerhäusern. Allerdings gehört zu Bautzen auch ein sehr dunkles Stück DDR-Geschichte, denn hier waren die berüchtigten Gefängnisse Bautzen I und II, in denen viele politisch Inhaftierte einsaßen.

Aber alles zusammen genommen ist unbedingt einen Besuch wert. Hier unsere Top Five für einen Tag in Bautzen:

Über die Friedensbrücke laufen

Ein wenig schwindelfrei muss man schon sein, denn die Friedensbrücke verläuft hoch über der Spree. Doch allein der Fotomotive wegen ist sie ein Muss, zumal man sowieso kaum umhin kommt, sie auf dem Weg in die Altstadt zu passieren, da sie eine von nur 3 möglichen Tangenten für den Autoverkehr ist.

Die massive Steinbrücke besteht aus 4 Bögen und gibt einen atemberaubenden Blick ins enge Spreetal und auf das trutzige Stadtbild Bautzens mit den vielen Türmen frei.

Von Turm zu Turm

Eine gute Möglichkeit Bautzens Altstadt zu erkunden ist einfach mal von Turm zu Turm zu laufen. Davon gibt es über 15 Stück. Diese alle aufzuzählen wäre an dieser Stelle etwas zu ambitioniert, ebenso wie man auch nicht jeden einzelnen gesehen haben muss. Eine gute Übersicht gibt es auf bautzen.info.

Vier davon stellen wir nun trotzdem einfach einmal vor:

Das berühmte Stadtbild von der Friedensbrücke aus prägt vor allem die Alte Wasserkunst, die der Bautzener Altstadt ihren trutzigen Festungscharakter verpasst. Der Turm diente einst der Beförderung von Wasser von der Spree in die hochgelegene Altstadt über eine Pumpenanlage.

Am zentral gelegenen Rathaus wird man in Bautzen nicht vorbeikommen.  Der Turm des Rathauses hat an der Vorderseite gleich 3 Uhren inklusive einer Sonnenuhr. Für ein besonderes Detail muss man aber ganz genau hinsehen. Rechts neben der obersten Uhr ist ein dunkler Stein zu sehen, der einen Türkenkopf mit Turban darstellen soll, aus Furcht vor den heranrückenden Truppen der Türken im 17. Jahrhundert. Die Türken schafften es aber gar nicht erst nach Bautzen, sondern wurden bei Wien schon aufgehalten.

Der Reichenturm ist der Schiefe Turm von Bautzen. Er weicht um 1,44 m von der Senkrechten ab. Dies ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass der Turm mehrfach bei Stadtbränden zerstört wurde und durch verschiedene Maßnahmen der Wiedererrichtung immer mehr in die Schieflage geraten ist mit seinen massiven oberen Aufbauten.

Tipp: Gleich neben den Reichenturm befindet sich ein zauberhaftes Cafè:

Anstelle des Kirchturms des früheren Franziskanerklosters steht heute der Alte Wasserturm. Auch er spielte eine wichtige Rolle in der Wasserversorgung der Altstadt und ist einer der ikonischten Türme, die die Altstadtsilhouette von Bautzen prägen.

Auf den Spuren der Sorben

Es fällt an allen Orten der Stadt auf: die zweisprachige Beschilderung der Straßen. Die Sorben gehören zu dem kleinsten slawischen Volksstamm, der vor über 1000 Jahren in großen Teilen Mittel- und Norddeutschlands beheimatet war. Heute gibt es nur noch in der Lausitz und in Teilen des Spreewaldes etwa 60 000 Sorben. Die meisten von ihnen leben in Bautzen, das als das politische und kulturelle Zentrum des staatenlosen Volkes gilt. Sie machen zwischen 5 und 10 % der Stadtbevölkerung aus und bringen ihre eigenen Bräuche mit, darunter die Vogelhochzeit am 25. Januar oder das kunstvolle Verzieren von Ostereiern.

Um dem Volk der Sorben näher zu kommen, besucht man am besten zunächst einmal das Sorbische Museum. Hier wird einem die faszinierende sorbische Geschichte, das Handwerk und die Tracht sowie Musik, Literatur und Kunst näher gebracht. Heute haben die Sorben in Bautzen ihre ganz eigene Kulturszene mit dem Sorbischen Nationalensemble, das Konzerte und Tanzaufführungen bietet.

Wie wäre es also mit einem sorbischen Abend, dem aber unbedingt ein sorbisches Essen vorausgehen sollte? Überhaupt gehört letzteres einfach zum Pflichtprogramm in Bautzen, denn wo sonst in Deutschland hat man schon die Gelegenheit dazu. Das Restaurant WJELBIK ist eine Institution mit wirklich erstklassiger Küche.

Schlemmen in der Schloßstraße

Die Schloßstraße hinauf zur Ortenburg ist Bautzens Freßgasse. Hier reiht sich ein Restaurant an das andere und überall kann man herrlich draußen auf der Terrasse sitzen. Am originellsten und traditionellsten isst man wohl in der Bautzener Senfstube. Hier wird dem berühmten Bautzener Senf nicht nur auf der Speisekarte gehuldigt: im Shop gibt es auch 15 steinvermahlene Sorten Senf zu kaufen.

Gedenkstätte Bautzen

Der Name Bautzen ist leider auch mit einem sehr dunklen Kapitel DDR-Geschichte verbunden, denn hier waren die beiden härtesten Gefängnisse des sozialistischen Regimes in denen viele politische Gefangene einsaßen.

Nach Ende des 2. Weltkrieg bis 1956 diente Bautzen I als sowjetisches Speziallager. Direkt nebenan auf dem Karnickelberg wurden unzählige Häftlinge verschart, die unmenschlichen Torturen der Haft im „gelben Elend“ (in Anspielung auf die Gebäudefarbe)  nicht überlebt haben.

Später zu Zeiten des DDR-Regimes diente vor allem Bautzen II der Inhaftierung politischer Gefangener, die sich gegen den Staat der DDR aufgelehnt hatten. Heute kann man das ehemalige Stasi-Gefängnis Bautzen II besichtigen. Eine wirklich beeindruckende Ausstellung mit vielen Zeitzeugeninterviews und Dokumenten zeugt von reflektierter, offener und zugleich sensibler Aufarbeitung dieses ernsten Themas. Die Ausstellung ist über 3 Stockwerke verteilt und sehr umfassend.  Wer wirklich tief dort einblicken möchte, sollte unbedingt ausreichend Zeit mitbringen.

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