Leipzig mit dem Fahrrad entdecken
Leipzig’s Innenstadt ist wunderschön, aber recht kompakt, so dass man die Must-Sees abgesehen vom etwas außerhalb gelegenen Völkerschlachtdenkmal und dem unbedingt empfehlenswerten Leipziger Zoo schnell durch hat.
Aber das ist es auch gar nicht, was Leipzig tatsächlich ausmacht. Wer die großartige Lebensqualität, die Leipzig besitzt, tatsächlich erfahren möchte, setzt sich am besten auf das Fahrrad und fährt los.
Das geht übrigens kaum irgendwo so gut wie in Leipzig, denn hier ist viel Platz für jeden. Breite Fuß- und Fahrradwege, breite Straßen – hier kommen sich Verkehrsteilnehmer wenig ins Gehege. Und mit dem Fahrrad ist der Radius auch ungleich größer, diese tolle Stadt zu entdecken.
Hier ein paar Tipps, um das lässige Leipzig-Flair zu erleben:
Entlang der Karli radeln
Die Karl-Liebknecht-Straße – oder einfach nur liebevoll Karli genannt – führt vom Süden der Stadt in die Innenstadt und ist gespickt mit originellen Läden, süßen Cafés, gemütlichen Kneipen und Spätis. In den Wohnungen darüber leben zumeist Studenten, die den Trubel genießen und die Nähe zur HTWK schätzen. Am besten man nimmt einfach mal gemütlich in einem der vielen Cafés Platz und sieht dem bunten Treiben zu.
Uns hat das Café Maître gut gefallen, dort fühlt man sich glatt ein bisschen wie in Paris. Von dort aus kann man entweder weiterradeln bis nach Connewitz, einem Stadtteil im Süden mit lässigen und eher alternativen Flair, der mit seiner bunten Kneipenszene bei jungen Leipzigern ziemlich angesagt ist, allerdings auch gelegentlich im Fokus von Ausschreitungen linksradikaler Gruppierungen steht. Alternativ biegt man hier auf Höhe der Südvorstadt Richtung Clara-Zetkin-Park.
Leipzig’s grüne Lungen
Leipzig ist mit seinen vielen Parks und Stadt-Wäldern eine unglaublich grüne Stadt. Über 20 Parks befinden sich im Stadtgebiet, die zum Entspannen und Flanieren einladen. Im Westen zieht sich der Grüngürtel bis zu den Leipziger Seen in der Vorstadt.
Am zentrumsnahen Johannapark und am angrenzenden Clara-Zetkin-Park kommt man kaum vorbei. Vom Johanna-Park aus hat man einen schönen Blick auf die Silhouette der Innenstadt mit das City-Hochhaus und den riesigen Turm des neuen Rathauses.
Zwischen dem Johannapark und der Pferderennbahn Scheibenholz liegt der Clara-Zetkin-Park. Im Nordteil befindet sich der Musik-Pavillon, ein schöner Biergarten mit leckerem Essen und Live-Musik am Sonntag. Wer sich wie ein echter Leipziger fühlen will setzt sich auf die Alte Sachsenbrücke und beobachtet die Kanufahrer, die durch das Elsterflugbett paddeln.
Großartige Aus- und Einblicke hat man im Rosental. Der Park grenzt an den berühmten Leipziger Zoo an und ist für das Zooschaufenster bekannt, von dem aus man eine faszinierende Sicht auf die Giraffen im Afrikagehege hat. Eine tolle Aussicht auf Leipzig gibt es auf dem Wackelturm im angrenzenden Leipziger Auwald. Woher der Turm seinen Namen hat merkt man beim ersten Windstoß. Die wackelige Angelegenheit lohnt sich aber, denn die Aussicht bei schönem Wetter ist phantastisch.
Auf geschichtsträchtigen Grund sitzt man im Wilhelm-Külz-Park. Auf diesem Feld verlor Napoleon 1813 den Befreiungskrieg gegen die Truppen der Preußen, Österreicher. Das gigantische Völkerschlachtdenkmal, auf das man hier einen guten Blick hat erinnert daran.
Kanaltour durch Klein-Venedig
Wer sich in Leipzig nur auf die schöne Innenstadt konzentriert, der hat keine Vorstellung davon, wie sehr Leipzig auch vom Wasser geprägt ist. Dabei sollte man Leipzig nicht verlassen ohne einmal auf seinen Kanälen mit dem Kanu durch Klein-Venedig gepaddelt zu sein. Über Wasseradern von über 200 km durchziehen die Stadt. Kanus kann man sich beispielsweise am Rennbahnsteg bei der Rennbahn Scheibenholz oder am Klingerweg ausleihen.
Wer nicht selber paddeln möchte, der kann eine Elektroboottour vom Stadthafen Leipzig aus unternehmen, die über die Weiße Elster und den Karl-Heine-Kanal vorbei an schmucken Villen und alten Industriebauten führt. Oder aber man lässt sich in echten venezianischen Gondeln fahren, die vom italienischen Restaurant Restaurant da Vito aus starten. Der findige Wirt Vito Signorello aus Sizilien hatte die Gondeln importiert und nach einem langen Behördenstreit durchgesetzt, dass die Boote auf vor seinem Restaurant auf der Weißen Elster anlegen und abfahren können.
Seine vielen Wasserwege verdankt Leipzig übrigens der früheren Ambition die florierende Handelsstadt ans Meer anzubinden. Von der Elster in die Saale, von der Saale in die Elbe, von der Elbe in die Nordsee. Fertiggestellt wurde der Anschluss nie, allerdings treiben die Wassersport begeistern Leipziger die Bemühungen heute wieder voran und so wird man eines Tages vielleicht doch von Leipzig nach Hamburg paddeln können.
Kunst und Street Art in Plagwitz
Plagwitz ist ein beliebtes Wohnviertel, weil sich hier sehr viel vermischt. Die schönen Kanäle, schicke Villen und Bürgerhäuser, aber auch eine lebendige tolle Kunstszene, die sich in alten Industriebauten niedergelassen hat. Hier versteht man gut, warum Leipzig in den letzten Jahren zu „Hypezig“ aufgestiegen ist, das beginnt der Hauptstadt Berlin den Rang abzulaufen. Der kreative Vibe ist hier allerorts spürbar. Die Lebensadern des Stadtteils sind neben den Kanälen die Zschochersche Straße und vor allem die Karl-Heine-Straße. Hier findet man tolle Szenekneipen, Cafés und Restaurants und vor allem jede Menge Street Art an den Fassaden. Am Ende der Straße am Karl-Heine-Kanal findet man das Westwerk, eines von vielen Kunstquartieren im Bezirk, das in einem ehemaligen Industriegelände untergebracht ist. Im Kaiserbad nebenan sitzt man im Sommer wunderschön im Biergarten mit Blick auf den Kanal.
Von diesen Kreativschmieden gibt es hier einige, die bekannteste ist die Alte Baumwollspinnerei. Hier haben sich zahlreiche Künstler mit ihren Ateliers niedergelassen. Der namhafteste Vertreter der Neuen Leipziger Schule ist Neo Rauch, der es von hier aus zu Weltruhm gebracht hat.
Gleich um die Ecke befindet sich das Kunstkraftwerk. Hier wird Kunst in beeindruckenden Multimediashows und Projektionen digital neu interpretiert. Bis Januar 2021 kann man zum Beispiel in die Welt Van Goghs eintauchen und steht gewissermaßen inmitten seiner berühmten Werke. Die 35-minütige Licht- und Soundinstallation ist selbst für Kunstmuffel ein echter Hit.
Leipziger Neuseenland
Die Leipziger sind im Sommer zu beneiden mit den vielen Seen des Neuseenlandes vor den südlichen Toren der Stadt. Wo früher einmal Braunkohle abgebaut wurde, entstanden wunderschöne Seen aus den Tagebaurestlöchern, die die Lebensqualität in Leipzig auf einzigartige Weise aufgewertet haben in den letzten Jahren.
Der stadtnaheste und auch einer der beliebtesten See ist der Cospudener See, der einen rund 2 km langen Sandstrand hat. Hier kann man Segeln, Schwimmen und Sandburgen bauen. Kaum zu glauben, dass dieses Paradies erst vor 20 Jahren nach 7-jähriger Flutung entstanden ist.