Skip to content Skip to sidebar Skip to footer

Helgoland

Wenn es eine Top Ten der Dinge gäbe, die man in Deutschland unbedingt mal gemacht haben muss, dann zählt eine Fahrt nach Helgoland unbedingt dazu.

Und nein, nicht weil es auf der Deutschlands einziger Hochseeinsel steuerfreien Alkohol und Zigaretten gibt. Sondern weil Helgoland sowohl geografisch als auch historisch ausgesprochen interessant ist und die Flora und Fauna einzigartig ist.

Die Überfahrt nach Helgoland

Die Überfahrt mit dem Schiff gehört dabei zum unvergesslichen Helgoland-Erlebnis dazu und die kann durchaus ein wenig dauern. Verbindungen gibt es beispielsweise von Cuxhaven, Bremerhaven, Büsum oder auch von Hamburg. Alternativ kann man auch von Cuxhaven oder Büsum fliegen.

Fahrpläne und Tickets der verschiedenen Abfahrtsorte gibt es hier:
Fährverbindungen ab Büsum
Fährverbindungen ab Cuxhaven
Fährverbindungen ab Bremerhaven
Fährverbindungen ab Hooksiel
Fährverbindungen ab Hamburg

Wir haben uns für eine etwa 3-stündige Fährfahrt von Büsum aus entschieden und hatten Glück mit dem Wetter. Denn nicht selten kommt es vor, dass die Fahrten gecancelt werden müssen aufgrund des hohen Seegangs auf der rauen Nordsee. Deshalb wäre es gut immer einen Ersatztermin im Hinterkopf zu haben. Urlauber, die mehrere Tage auf der Insel haben, sollten ebenfalls einen Puffertag auf dem Festland einbauen um etwaige Anschlusszüge oder Flüge zu erreichen, denn bei der unberechenbaren See weiß man nie.

Hummerbuden

Doch die aufwendige Anreise lohnt sich. Unweit des Südhafenhafens empfangen einen bereits die fröhlich bunten Hummerbuden. Die niedlichen von 1 bis 39 durchnummerierten  Holzhäuser sind ehemalige Schuppen und Werkstätten der Helgoländer Fischer, die in denen sich heute Cafés, Kneipen, Souvenirshops und sogar ein Standesamt (Bude 38 und 39) befinden.

Ein Tipp für einen Tagesausflug ist, sich im Hafengebiet ein wenig mehr Zeit zu lassen und sich ruhig schon mal einen Eisbecher (sehr zu empfehlen: Der Helgolandbecher im Sailor’s Eiscafé) zu genehmigen und abzuwarten bis sich die Mitpassagiere über die Insel verteilt haben, wobei vermutlich bereits das kommende Boot die nächste Ladung Tagestouristen ausspuckt. Dennoch gelingt es einem mit etwas Glück in der Nachhut des Touristentrosses ein halbwegs menschenleeres Bild der farbenfrohen Holzbuden schießen.

Ober- und Unterland

Wer sich Helgoland als flache Insel vorstellt, der liegt völlig falsch. Das hügelige Helgoland unterteilt sich in eine Ober- und Unterstadt. Um in das Oberland zu gelangen kann man den sehr begehrten und mit Wartezeit verbundenen Aufzug für eine geringe Gebühr nehmen oder aber einfach ganz sportlich die Treppen nehmen.

Vorher kann man aber im Unterland eben noch einem Mann begrüßen, der in ganz Deutschland bekannt ist, als Texter der Deutschen Nationalhymne: Hoffmann von Fallersleben. Am  26. August 1841 soll Fallersleben aus einer Trinklaune heraus das Deutschlandlied auf Helgoland getextet haben. Aus der 3. Strophe ist der Text der heutigen deutschen Nationalhymne geworden. In der Unterstadt wurde ihm ein Denkmal gewidmet.

Im Oberland befindet sich die Kirche und der Leuchtturm sowie das sehenswerte Helgoland Museum. Von hier aus geht es dann auch aus dem Ort hinaus am Klippenweg entlang zur Langen Anna und zum Lummenfelsen.

Lange Anna und Lummenfelsen

Einer der Gründe, warum es Besucher immer wieder nach Helgoland zieht, ist die einzigartige Naturkulisse, die vor allem Vögeln einen ganz Lebensraum bietet, wie man ihn nur auf hoher See finden kann.

Ein Ausflug zur Langen Anna gehört daher zum Pflichtprogramm. Der 47 Meter hohe Brandungspfeiler aus Buntsandstein war ursprünglich einmal Teil eines Felstores, dessen Bogen aber 1860 eingestürzt ist. Auch heute ist der Felsturm im Meer ein äußerst fragiles Gebilde, dass wohl eines Tages in sich zusammenfallen wird. Deswegen ist das Besteigen auch nicht möglich und höchst gefährlich bei dem brüchigen Gestein. Um die Erosion von der Meerseite her etwas einzudämmen und Helgoland im 2. Weltkrieg als Marinehafen tauglich zu machen wurden im Rahmen des Projektes Hummerschere Schutzmauern rund herum errichtet. Damit ist zumindest der Felssockel vor der Brandung geschützt.

Heute kann man die Lange Anna wunderbar vom Klippenende des Oberlandes begutachten. Es ist ein Spektakel sondergleichen, wie unzählige Seevögel den Felsen umkreisen, die dort ihre Nistplätze haben. Wenige 100 Meter weiter – am Lummenfelsen – kann man die Vögel aus allernächster Nähe beobachten. Der Felsen ist das kleinste Naturschutzgebiet Schleswig-Holsteins und hat zugleich die größte Brutvogeldichte. Unter anderem brütet hier die namensgebende Trottellumme.

Vom Klippenrandweg aus kommt man den Vögeln hier ganz nahe, die sich offenbar an die Touristenströme gewöhnt haben und sich völlig unbeeindruckt zeigen.

Helgolands bewegte Geschichte

Dass die Innenstadt von Helgoland einen gewissen 50er-Jahre Charme versprüht und man keinerlei ältere Gebäude findet kommt nicht von ungefähr, denn Helgoland war zur Zeit des 2. Weltkrieges keineswegs die unbeschwerte Ferieninsel, als die wir sie heute kennen. Sie war wichtiger Stützpunkt der Truppen des Nazi-Regimes und war deshalb sehr zum Leidwesen der Bewohner auch immer wieder Ziel von Bombenangriffen. Deshalb wurden zahlreiche Schutzbunker errichtet und fast täglich gab es Luftalarm. Für Touristen, die länger auf der Insel bleiben, bietet das Tourismusamt heute Bunkerführungen an.

Der verheerendste Bombenangriff war schließlich der vom 18./19. April 1945. Der letzte Angriff der britischen Armee brennt sich bis heute schmerzhaft ins kollektive Gedächtnis der Insulaner ein. 285 Menschen ließen innerhalb von 2 Tagen ihr Leben, überwiegend stationierte Soldaten. Die Insel war komplett zerstört und die gesamte Zivilbevölkerung musste für Jahre evakuiert werden. In den Jahren danach würde die Insel durch die britische Besatzung weiter zerstört um auch die letzten militärischen Anlagen zu vernichten. Darunter fiel der Big Bang von 1947, der als größte nicht nukleare Detonation der Welt in die Geschichte einging.

Erst 1952 ging die Insel an Deutschland zurück und die Bewohner durften zurückkehren. Bis auf den Leuchtturm (den ehemaligen Flakturm) ist daher kein Gebäude älter als 70 Jahre.

Ruhe und Erholung auf der Helgoland-Düne

Für eingefleischte Helgolandurlauber und Einheimische ist es das Schönste wenn die Tagestouristen die Insel in den späten Nachmittagsstunden wieder verlassen und die Insel wieder ganz ihnen gehört. Als Refugium bietet sich insbesondere an sonnigen Tagen jedoch auch die Helgoland-Düne mit ihren 2 schönen Badestränden an. An Sommertagen hat das Meer eine fast karibisch blaue Farbe und man kann sich mit Seehunden um die Wette sonnen. Die ruhige Nebeninsel ist mit der Dünen-Fähre zu erreichen, die in den Sommermonaten zwischen 7:30 Uhr (erste Hinfahrzeit) und 23:00 Uhr (letzte Rückfahrzeit) im Halbstundentakt fährt.

Neben dem Flugplatz, gibt es einen Campingplatz, zwei Restaurants und einen Supermarkt. Tagestouristen verirren sich hierher kaum. Die sind mit den Hummerbuden und der Langen Anna mehr als genug für die wenigen Stunden Aufenthalt beschäftigt.

Leave a Comment